Aufgabe und Funktion des Internationalen Währungsfonds (IWF)
Bei den meisten finanzpolitischen Entscheidungen und Krisen mit globalen Auswirkungen ist der internationale Währungsfonds mit von der Partie. Gemeinsam mit der Weltbank soll der IWF den Welthandel fördern und die Finanzmärkte stabilisieren. Doch wie genau funktioniert dieses mächtige Instrument?
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Auferstanden aus Ruinen
Schon während des Zweiten Weltkrieges wurde den späteren Siegermächten klar, dass die künftige Struktur der neu zu gründenden Vereinten Nationen auch ein finanzpolitisches Werkzeug benötigte. Die Wirtschaft sämtlicher Kriegsteilnehmer war mehr oder weniger am Boden oder zumindest stark beeinträchtigt, weswegen die Gründungsmitglieder der UN bereits im Juli 1944 eine Währungs- und Finanzkonferenz im amerikanischen Bretton Woods abhielten. Hier legte man die Regeln des sogenannten Bretton-Woods-Systems fest, nach der feste Wechselkurse für Stabilität zwischen den Mitgliedsländern sorgen sollten. Nach diesem System waren die meisten Wechselkurse an den US-Dollar als Leitwährung gekoppelt, was allerdings in den Jahren zwischen 1969 und 1973 geändert wurde, um den Dollar zu entlasten. Doch der IWF (oder nach der englischen Bezeichnung „International Monetary Fund“ auch IMF) hat noch weitere Aufgaben. Er soll dann in die Bresche springen, wenn ein Mitglied in ernste Zahlungsschwierigkeiten gerät. In diesem Fall kann der IWF unter bestimmten Voraussetzungen Kredite an die jeweiligen Staaten vergeben. In den letzten Jahren war dies beispielsweise vor allem bei Ländern wie Griechenland, Irland oder Argentinien der Fall.
Wenn sonst nichts mehr geht
Allerdings gibt es einige Hürden für die Erlangung von solchen Krediten. So gilt der IWF als „lender of last resort“, ist also sozusagen der letzte Kreditgeber, der in Anspruch genommen werden kann, wenn sonst niemand mehr bereit ist, dem Betroffenen Geld zu leihen. Da das Ausfallrisiko in diesen Fällen meistens entsprechend hoch ist, kann der internationale Währungsfonds die Kredite an bestimmte Auflagen oder Bedingungen knüpfen, die den Schuldner dazu verpflichten, besondere Maßnahmen zur Stabilisierung seiner Wirtschaftslage einzuleiten. Dies können zum Beispiel der Abbau eines Haushaltsdefizits, eine niedrige Inflation oder die Privatisierung von staatlichen Monopolisten wie Energieversorger, Bahn, Post, Telekommunikation oder anderen Institutionen sein. Neben diesen Notfallkrediten vergibt der IWF aber auch gezielte Hilfen an Entwicklungsländer in Afrika, Südamerika oder Asien. Daran geknüpft sind in der Regel bestimmte Wachstums- und Wohlstandskonzepte, mit denen diese Ziele erreicht werden sollen. Ähnlich wie bei der Kreditvergabe müssen auch hier die Empfänger der Hilfen Vorgaben erfüllen, um in den Genuss der Hilfen zu gelangen. Diese häufig dem Prinzip von „Good Governance“ (gute Regierung) dienenden Vorgaben umfassen unter anderem auch den Korruptionsabbau und die Förderung demokratischer Strukturen.
Quoten und Sonderziehungsrechte
Beinahe alle Länder, die in den Vereinten Nationen Mitglied sind, gehören auch dem IWF an. Lediglich einige Ausnahmen wie Kuba, Monaco, Nauru, Nordkorea, Liechtenstein und Andorra verzichten auf eine Mitgliedschaft. Finanziert wird die Tätigkeit des IWF aus den Beiträgen, die von den einzelnen Mitgliedsländern eingebracht werden. Eingezahlt werden diese Einlagen in Form von Gold, Devisen und der jeweiligen Landeswährung. Wie hoch die Beiträge ausfallen, richtet sich nach der Quote, die der Mitgliedsstaat vom IWF zugewiesen bekommt. Diese Quote bestimmt aber nicht nur die Höhe der Einzahlungsverpflichtungen, sondern auch die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR), den Umfang der Kreditvergabe sowie das Stimmrecht, das vom jeweiligen Land im IWF ausgeübt werden kann. Die Sonderziehungsrechte (SZR) haben sich zu einer Art Weltwährung innerhalb des IWF entwickelt. Sie wurden 1969 eingeführt und geben dem Mitgliedsland das Recht, über den IWF Devisen zu beschaffen. Bezahlt werden diese Devisen mit den SZR, die dem Land vom Währungsfonds aufgrund seiner Quote zugeteilt wurden. Bei Inanspruchnahme fallen allerdings auch Zinsen an. Der große Vorteil ist, dass Staaten auf diese Weise ihre Liquidität erheblich erweitern können. Nimmt ein Land seine SZR in Anspruch, bestimmt der Währungsfonds ein anderes Mitgliedsland mit entsprechend hohen Devisenreserven dazu, dem anderen Land die gewünschten Geldmittel im Austausch gegen SZR zu verkaufen.
Geldmittel des IWF nach Länderquoten
Der IWF verfügt über beträchtliche Geldmittel, um seine Aufgaben zu erfüllen. Im Jahr 2009 lag das Gesamtkapital der Institution dem Bundesentwicklungsministerium zufolge bei 217,4 Milliarden Sonderziehungsrechten, was etwa 325 Milliarden US-Dollar entspricht. Wie hoch der Wert eines SZR im einzelnen ist, wird tagesaktuell neu ermittelt. Hierzu werden die Währungen der fünf wichtigsten Mitglieder ausgewertet, nämlich der US-Dollar (USA), der Yen (Japan), das Pfund Sterling (Großbritannien) und natürlich der Euro (Deutschland und Frankreich). Auf den deutschen Anteil im IWF entfallen rund sechs Prozent der Gesamtquoten, was rund 14 Milliarden SZR entspricht. Ähnlich bewertet wird Japan mit etwa 15 Mrd. SZR. Auf Frankreich und Großbritannien entfallen jeweils ca. 10 Mrd. SZR. An der Spitze stehen jedoch die USA mit einem Wert von über 42 Mrd. SZR. Hinter den fünf wichtigsten IWF-Ländern folgt dann mit 9,5 Mrd. SZR die Volksrepublik China.
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