Was bedeutet Deflation

frau_beim_einkaufIm Zusammenhang mit der Leitzinssenkung vom 07. November 2013 wurde auf die Gefahren der Deflation hingewiesen. Deflation bedeutet, dass die Preise sinken. Für Verbraucher doch eine gute Entwicklung, sollte man meinen! Aber warum stellen sinkende Preise eigentlich eine Gefahr dar und warum muss die Zentralbank jetzt tätig werden? 

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Begriffserklärung: Deflation

Der Begriff kommt aus der Volkswirtschaftslehre. Von Deflation wird gesprochen, wenn die Preise innerhalb einer Volkswirtschaft oder heute eher angebracht, innerhalb eines Währungsraums dauerhaft sinken. Dieser Vorgang beschreibt eine langfristige und anhaltende Entwicklung des Preisniveaus nach unten. Das Gegenstück zur Deflation ist die Inflation. Die Preisentwicklung wird anhand eines repräsentativen Warenkorbes berechnet. Im November 2013 beträgt die Teuerungsrate innerhalb von Deutschland, im Vergleich zum Vorjahr, 1,20 Prozent. Im Juli 2013 betrug sie noch 1,90 Prozent. Wenn die Inflationsrate sinkt, aber immer noch eine Teuerung vorhanden ist, spricht man von Disinflation. Momentan beobachten wir deshalb in der Eurozone eine Verringerung des Preisniveauanstiegs (Disinflation) und noch keine Deflation!

Warum ist Deflation ein Problem für eine Volkswirtschaft

Problem gelöst!Das klingt erstmal Paradox. Die sinkenden Preise sind doch für den Verbraucher eine gute Sache. Lebensmittel werden billiger, die Benzinpreise fallen. Grund zur Freude, sollte man meinen. Allerdings fürchten Ökonomen diese Entwicklung und auch Verbraucher haben bei anhaltender Deflation nur kurz Grund zur Freude!

Negative Folgen anhaltender Deflation

Eine Phase der Deflation hat negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Unternehmen können weniger Gewinne erwirtschaften. Die Kosten bleiben aber erstmal konstant. Wenn die Kostenrechnung langfristig ins Ungleichgewicht kommt, müssen die Unternehmen reagieren. Kosten senken, effizienter werden. Wenn deshalb auch Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, können weniger Menschen am Konsum teilnehmen, weil ihnen das nötige Geld zum Einkaufen fehlt. Daraus folgt, dass in Zukunft weniger Produkte und Dienstleistungen verkauft werden können. Die Deflation schwächt so nach und nach die wirtschaftliche Gesamtleistung eines Wirtschaftsraums. In der Weltwirtschaftskrise von 1929 führte diese Entwicklung zur Massenarbeitslosigkeit. Mit ein Grund, warum die Furcht vor einer Deflation in Deutschland besonders ausgeprägt ist.

Ein weiterer Grund, warum die Deflation schädlich sein kann, liegt daran, dass Verbraucher ihren Konsum einschränken, wenn die wirtschaftliche Lage sich verschlechtert. Der Käufer wird vorsichtig, das Geld sitzt nicht mehr so locker und es wird für wichtigere Dinge zurückgehalten, falls die Krise auch für einen selbst zum Problem wird. Das wiederum schwächt den Absatz von Unternehmen. Dadurch wird ein System, dass auf ständiges Wachstum ausgerichtet ist, ins wanken gebracht.

Weiterhin könnten die Abnehmer auf sinkende Preise spekulieren und deshalb Investitionen nach hinten schieben um die Produkte zu einem späteren Zeitpunkt deutlich billiger zu bekommen.

Alle diese Mechanismen schwächen eine Volkswirtschaft und wenn sie gleichzeitig auftreten verstärken sie sich gegenseitig. Deshalb verfolgen die Zentralbanken das Ziel, einer leichten Inflation. Deflation hingegen ist das Synonym für Krise und wirtschaftliche Depression.

Die Europäische Zentralbank strebt eine Inflationsrate von 2,00% an

Wie viele Notenbanken auf der Welt strebt die Europäische Zentralbank deshalb leichte, aber dauerhaft steigende Preise an. Die EZB hat sich hier die Marke von ca 2,00% gesetzt.

„Der EZB-Rat hat die Aufgabe, die Leitzinsen so festzulegen, dass Preisstabilität im gesamten Euro-Raum gewährleistet ist. Als Zielmarke für Preisstabilität haben wir eine Inflationsrate von mittelfristig unter, aber nahe zwei Prozent bestimmt.“

Logo der Europäischen Zentralbank mit Sitz in Frankfurt am Main.Das Zitat stammt aus einer Rede von Dr. Jens Weidmann, dem Präsidenten der Deutschen Bundesbank. Er sitzt im Rat der Europäischen Zentralbank und hat Stimmrecht, wenn der Rat über die Höhe der Leitzinsen entscheidet. Die Befürchtungen das dauerhaft sinkenden der Preise zur Deflation führen hatte Mario Draghi angeführt, um den Leitzins im November 2013 auf 0,25% zu senken.

Streit um den Begriff: Deflation

Die niedrigen Teuerungsraten beschäftigen die Notenbänker auch noch im Juni 2014. Anfang des Monats, genauer am 05. Juni 2014 hatte die Zentralbank den Leitzins erneut gesenkt (auf 0,15%) und sogar einen „Strafzins“ für Banken beschlossen. Einer der Gründe, für diesen geldpolitischen Beschluss ist die anhaltend niedrige Preissteigerung in der Eurozone. Trotzdem sieht die Europäische Zentralbank keine Deflationsgefahr! Im EZB-Monatsbericht vom Juni 2014 bezieht die Notenbank deshalb zu diesem Thema Stellung und kommt zu dem Schluss, dass es trotz gegenteiliger Meinungen keine Anzeichen für eine Deflation gibt.

Folgen der Geldpolitik für Sparer – Deflationsbekämpfung

Durch die Folgen der Finanzkrise müssen Sparer aktuell mit sehr niedrigen Zinsen klarkommen. Rechnet man die Inflation mit ein, um die Realrendite der Geldanlage zu berechnen, machte der Sparer ein Verlustgeschäft mit seiner Geldanlage, wenn er in Festgeld oder Tagesgeld investierte. Die sinkenden Verbraucherpreise haben dem Sparer in den vergangenen Monaten geholfen, wenigstens den Kaufkraftverlust auszugleichen. Für den Sparer ist die fallende Teuerungsrate deshalb noch ein Grund zur Freude. Da durch die Leitzinssenkung jetzt die Zinsen für kurzfristige Geldanlagen nochmal fallen könnten, sollten auch Sparer sich keine Phase der Deflation wünschen, da die geldpolitischen Maßnahmen der EZB, um diese zu verhindern, zu einer weiteren Absenkung des Leitzinses führen könnte. Mit bekannten Folgen für Sparzinsen.

Aus einem anderen Blickwinkel

Der Nobelpreisträger Thomas Sargent, ein ausgewiesener Experte im Bereich der Geldpolitik, zeichnet in einem Artikel der Wirtschaftswoche ein völlig abweichendes Bild in Bezug auf die Gefahren einer Deflation!

 Bildquelle:

© Gina Sanders – Fotolia.com; © Marco2811 – Fotolia.com; © EZB

Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Festgeld, Tagesgeld

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