Bitcoins – die virtuelle Währung
Bitcoin ist eine im Januar 2009 geschaffene virtuelle Währung. Die Verwaltung dieser Währung erfolgt über ein weltweites Computernetz und ist nicht an Staaten oder Zentralbanken gebunden. 2010 wurden erstmals Austauschverhältnisse zu anderen Währungen und damit Bitcoin-Wechselkurse geschaffen. Grundidee der Bitcoins ist ihre Nutzung zur Bezahlung von Gütern und Dienstleistungen.
Bitcoins verkörpern keinen materiellen Gegenwert. Vielmehr wird der Bitcoin-Kurs durch Angebot und Nachfrage an Online-Börsen bestimmt, die keiner behördlichen Aufsicht unterliegen. Nach einer Vereinbarung des Bitcoin-Netzwerks können neue Bitcoins bis zu einer maximalen Stückzahl von 21 Millionen geschaffen werden. Die Summe aller Bitcoins repräsentiert derzeit einen Gegenwert von über einer Milliarde US-Dollar.
Verwendungsmöglichkeiten für Bitcoins
Ausführung von internationalen Überweisungen
Bitcoins sind zur Tätigung internationaler Überweisungen geeignet. Geldzahlungen erfolgen zwischen Bitcoin-Nutzern, die mit ihren Rechnern an das Bitcoin-Netzwerk angeschlossen sind. Mittels elektronisch verschlüsselter Geldbörse wird der Besitz von Bitcoins nachgewiesen. Nach der etwa 10 bis 60 Minuten dauernden Bestätigung einer Zahlung ist die Überweisung unwiderruflich.
Nutzung als Zahlungsmittel
Auch größere Online-Anbieter wie WorldPress.com und der Social News Dienstleister Reddit haben damit begonnen, Bitcoins als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Nachdem Reddit im September 2012 10.000 Bitcoin-Nutzer zählte, waren es im Mai 2013 bereits 40.000.
Genutzt werden Bitcoins auch auf Plattformen von Internet-Auktionshäusern und beim Handel mit Online-Spielen und virtuellen Gütern. In Einzelfällen wurden Bitcoins für Mietzahlungen sowie für den Kauf von Immobilien und Kraftfahrzeugen eingesetzt. Bitcoin-Spenden werden von Organisationen wie dem BUND Berlin oder Wikileaks akzeptiert.
Vorteile von Bitcoins
Reduzierung der Zahlungsverkehrskosten
Da eine Bitcoin-Überweisung ohne Bankeinschaltung erfolgt, entstehen keine Bankprovisionen. Für die Überweisungsausführung wird allerdings eine Gebühr von 0,0005 Bitcoins berechnet, die eine Netzüberlastung durch Kleinstüberweisungen vermeiden soll.
Datensicherheit und Strafverfolgungsmöglichkeit
Soweit IP- und Bitcoin-Adressen nicht Personen zuzuordnen sind, gewährleistet Bitcoin besseren Datenschutz als herkömmliche Zahlungsverkehrssysteme. Allerdings ist ein Datenzugriff durch Ermittlungsbehörden (zum Beispiel bei Verdacht auf illegale Geschäfte) möglich.
Verringerung des Zahlungsausfallrisikos für Verkäufer
Ausgeführte Überweisungen können im Bitcoin-Zahlverkehrssystem nicht rückgängig gemacht werden. Da Produktverkäufer somit vor betrügerischen Warenbestellungen geschützt sind, könnte das verringerte Zahlungsausfallrisiko niedrigere Produktpreisen bewirken.
Nachteile und Gefahren
Keine Korrekturmöglichkeit bei Falschüberweisungen
Falschüberweisungen lassen sich mangels zentraler Bitcoin-Instanz nicht mehr korrigieren. Der anonym bleibende Zahlungsempfänger kann (z. B. bei Nicht- oder Schlechtlieferung) nicht kontaktiert werden.
Risiko großer Kursschwankungen
Bitcoins werden über Online-Börsen mit anderen Währungen getauscht. Dabei kam es in der Vergangenheit zu erheblichen, spekulativ bedingten Kursschwankungen. Eine Geldanlage in Bitcoins erscheint daher riskant: Nach dem am 10. April 2013 verzeichneten bisherigen Höchstkurs von 266 USD notiert der Bitcoin aktuell (22.07.2013) bei etwa 90 US-Dollar bzw. 68 Euro.
Diskussionen um Bitcoins
Größere Unabhängigkeit von Staatsüberwachung?
Anlässlich der im Jahr 2010 erfolgten Sperrung von Wikileaks-Konten z. B. bei Mastercard und Paypal wurde Bitcoin als eine Möglichkeit diskutiert, Zahlungsverkehr unabhängig von direktem Staatseinfluss durchzuführen.
Schneeballsystem oder vertrauenswürdige Währung?
Eine dauerhafte Nutzung setzt Vertrauen in die Bitcoin-Währung voraus, was langfristig nur bei stabiler Bitcoin-Kursentwicklung möglich ist. Kritiker sehen im Bitcoin-System ein Schneeballsystem, das nur solange funktioniere, wie neue Käufer bereit seien, Bitcoins zu immer höheren Kursen zu erwerben. Verluste könnten auch durch Einbrüche bei Online-Börsen, Schadsoftware, Datenverlust oder staatliche Eingriffe ausgelöst werden. Spätestens nach dem Einstieg der letzten Käufer bestehe das Risiko eines massiven Kurseinbruches.
Befürworter weisen dagegen auf reale Bitcoin-Nutzungsmöglichkeiten hin, begründen Bitcoin-Kurssteigerungen mit Netzwerkeffekten und sehen mit zunehmender Bitcoin-Verbreitung einen stabileren Kursverlauf voraus.
Inflation durch alternative Währungen?
Die Schaffung großvolumiger alternativer Währungen könnte zu einer ungesteuerten Geldmengenerhöhung führen und damit eine Inflation auslösen. Bitcoin-Befürworter vertreten jedoch die Auffassung, dass eine unabhängig von staatlichen Notenbanken existierende Geldmenge der Demokratisierung des Finanzwesens diene. Zudem sei eine Ablösung des gegenwärtigen Systems, das auf lockerer Zentralbank-Geldpolitik und Kreditfinanzierung beruhe, ohnehin wünschenswert.
Das Bitcoin-System als Mittel zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche?
Der Kritik, dass das nicht ohne weiteres einsehbare Bitcoin-Zahlungsverkehrssytem sich für Steuerhinterziehung und Geldwäsche eigne, begegnen Botcoin-Befürworter mit dem Hinweis, dass die großen Online-Börsen auf die Einhaltung aller Steuervorschriften Wert legten.
Aktuelle Entwicklungen: Bitcoin-Investmentgesellschaft und Kooperation mit Fidor Bank
Am 10. Juli 2013 gab der deutsche Bitcoin-Marktplatz Bitcoin.de die Zusammenarbeit mit der Fidor Bank AG, München bekannt. Bitcoin Deutschland soll für die Fidor Bank den Bitcoin-Handel abwickeln. Bitcoin.de-Kunden erhalten als Verrechnungskonto ein kostenloses FidorPay-Girokonto. Die Zusammenarbeit steht noch unter dem Vorbehalt einer Genehmigung durch die Finanzaufsichtsbehörde BaFin.
Bereits Anfang Juli hatten die Investorenbrüder Winklevoss der US-Börsenaufsicht Gründungspläne einer Bitcoin-Investmentgesellschaft vorgestellt. Vorgesehen ist die Ausgabe von Aktienanteilen im Wert von 20 Millionen US-Dollar, die bei Emission zum aktuellen Tageskurs in Bitcoins getauscht würden. Bitcoins wären dann für einen breiten Investorenkreis wie Aktien handelbar.
Perspektiven für die Bitcoin-Währung
Die weitere Entwicklung der Bitcoin-Währung hängen vom künftigen Umfang der Nutzungsmöglichkeiten (z. B. auf Online-Plattformen) und dem Vertrauen in die virtuelle Währung ab. Anhaltend starke Kursschwankungen dürften den Einsatz von Bitcoins bremsen. Andererseits könnte die gewachsene Sensibilität der Weltöffentlichkeit für staatliche Überwachungspraktiken den Wunsch verstärken, Zahlungsverkehr möglichst unabhängig von Banken und Staaten durchzuführen, wodurch die Bitcoin-Entwicklung gefördert würde.
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