kurz: BIP
Das Bruttoinlandsprodukt – Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung
Unter dem Bruttoinlandsprodukt versteht man alle in einer Volkswirtschaft hergestellten Güter und Dienstleistungen. Es ist eine Kennzahl für die wirtschaftliche Entwicklung und dient der Bundesregierung und der Europäischen Zentralbank unter anderem als Indikator für erforderliche geldpolitische Maßnahmen.
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Das Wichtigste zum Bruttoinlandsprodukt im Überblick
Das Bruttoinlandsprodukt – kurz als BIP bezeichnet – steht für die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr in einem Land hergestellt werden. Es setzt sich also aus tatsächlich produzierten Sachgütern wie Autos, Möbeln und Computern und aus Betreuungs-, Beratungs- und Serviceleistungen zusammen, die beispielsweise von Ärzten, Krankenschwestern, Rechtsanwälten, Lehrern und Verkäufern erbracht werden. Sachgüter und Dienstleistungen lassen sich in Geld bewerten. Wenn man diesen Gegenwert aller produzierten Güter und Leistungen addiert, entsteht das Bruttoinlandsprodukt einer Volkswirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. In Zeiten einer stabilen Konjunktur mit wenigen Arbeitslosen und mit einer hohen Auftragslage nimmt die Nachfrage zu, das Bruttoinlandsprodukt steigt. Geht es mit der Wirtschaft bergab, weil die Unternehmen Arbeitskräfte entlassen und weil Selbständige weniger Aufträge erhalten, sinkt das BIP. Errechnet und veröffentlicht wird das Bruttoinlandsprodukt vom Statistischen Bundesamt (DESTATIS). Der Betrachtungszeitraum ist jeweils ein Jahr, im Frühjahr und im Herbst des Jahres legt das Amt aktualisierte Zahlen vor. Außerdem wird das BIP für jedes Quartal erhoben. So lässt sich die Entwicklung einer Volkswirtschaft von Jahr zu Jahr und die Position im Verhältnis zu anderen Ländern vergleichen.
Das BIP der vergangenen Jahre
Jahr | BIP |
---|---|
2013 | 0,3 |
2014 | 1,6 |
2015 | Pressekonferenz am 14. Jan 2016 |
Eine Kennzahl zur Beurteilung der Wirtschaft
Das BIP steht für die Waren und Dienstleistungen, die innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft produziert wurden. Es deckt somit die Leistungen von inländischen und ausländischen Bürgern ab, sofern diese innerhalb der geografischen Grenzen an der Herstellung beteiligt waren. Letztlich ist das BIP eine Messgröße, mit der sich das Wirtschaftswachstum eines Landes beurteilen lässt.
Zu unterscheiden ist das nominale und das reale BIP. Das nominale Bruttoinlandsprodukt wird in aktuellen Marktpreisen berechnet. Bei einem Preisanstieg und der folgenden Inflation steigt das nominale Bruttoinlandsprodukt. Bei sinkenden Preisen und einer Deflation sinkt es. Beträgt also die Inflationsrate eines Jahres beispielsweise zwei Prozent und bleibt die Menge der hergestellten Güter unverändert, steigt das nominale BIP um zwei Prozent. Um das BIP unabhängig von einem veränderten Preisgefüge beurteilen zu können, wird das reale Bruttoinlandsprodukt herangezogen. Um das reale BIP zu ermitteln, werden alle hergestellten Waren und Dienstleistungen zu den Preisen eines festgelegten Basisjahres bewertet.
Eine Messgröße, drei Berechnungen
Das BIP kann nach drei unterschiedlichen Methoden ermittelt werden, die zum gleichen Resultat führen. Bei der Entstehungsrechnung wird die Produktion erfasst. Das BIP errechnet sich dann aus dem Produktionswert abzüglich der Vorleistungen und der Differenz aus Gütersteuern und Gütersubventionen. Die Verwendungsrechnung setzt dagegen an der Nachfrageseite an, es wird also die Verwendung der Waren und Dienstleistungen erfasst. Das BIP entsteht dann aus der Summe von privaten und staatlichen Konsumausgaben zuzüglich der Bruttoinvestitionen und der Differenz aus Import und Export. Bei der Verteilungsrechnung schließlich berücksichtigt das BIP die entstandenen Einkommen innerhalb einer Volkswirtschaft. Von der Summe der Arbeitnehmerentgelte, der Unternehmens- und Vermögenseinkommen, der Produktions- und Importabgaben an den Staat ohne gewährte Subventionen und den Abschreibungen werden die internationalen Primäreinkommen abgezogen. Das BIP der Verteilungsseite wird nach Aussage des Statistischen Bundesamts in Deutschland in der Regel nicht offiziell berechnet, weil offenbar keine fundierten Daten über erzielte Unternehmensgewinne einfließen können.
Aussagekräftig, aber häufig kritisiert
Das BIP ist zur Beurteilung der volkswirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und zur Betrachtung im Vergleich mit anderen Ländern einerseits recht gut geeignet. Will man beurteilen, ob sich die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2015 im Vergleich zum Jahr 2014 positiv entwickelt hat, bietet sich dazu das BIP an. Vor allem für den Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist das BIP ein wichtiger Indikator für das Wachstum in der Eurozone. Abhängig vom festgestellten Wirtschaftswachstum kann nämlich die Geldpolitik der EZB gesteuert werden. Wenn es aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage erforderlich erscheint, die Konjunktur anzustoßen, kann dies beispielsweise durch eine lockere Geldpolitik mit geringen Zinsen forciert werden. Andererseits wird das BIP von Wirtschaftsexperten regelmäßig kritisiert. Das liegt daran, dass es keine Aussagen zu Wohlstand oder Lebensqualität der Menschen in einem Land zulässt. Auch das sozialstaatliche Sicherungssystem mit der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung oder gar Faktoren wie sozialer Friede werden davon nicht erfasst. Zur fundierten Beurteilung einer Volkswirtschaft sind deshalb weitere Indizes erforderlich.
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