Lieber kein Risiko eingehen – Bundesbürger verzichten aus Angst vor Verlusten gerne auf Rendite

hohes Wissen - hohe RenditeBeim Umgang mit Geld verstehen die Deutschen keinen Spaß. Der von der Bank of Scotland jährlich in Auftrag gegebene Sparerkompass zeigt so vor allem, dass viele Bundesbürger zu wenig Ahnung von vernünftigen Geldanlagen haben und deswegen lieber im vermeintlich sicheren Hafen mit Renditefreiheit bleiben.

Sparkriterien: 73 Prozent verzichten zugunsten von Sicherheit auf Rendite

Auf die Frage „Wo würden Sie sich beim Thema Geldanlage auf der folgenden Skala von 1 bis 5 selbst einstufen?“ gaben 36 Prozent aller Befragten an, dass ihnen die Sicherheit des angelegten Kapitals am aller wichtigsten ist und sie dafür eine geringere Rendite in Kauf nehmen. Weiteren 37 Prozent ist die Sicherheit immerhin noch „eher wichtig“. Das macht in der Summe knapp drei von vier Bundesbürgern, für die eine Absicherung des eigenen Geldes weit vor der Vermehrung liegt.

1/3 der Deutschen bunkern Geld sogar lieber zuhause

Die deutschen bunkern ihr Geld zuhauseRund 33 Prozent aller Befragten der Studie gaben zusätzlich an, dass sie größere Geldbeträge zuhause halten. Dafür gibt es mehrere Gründe: Während 25 Prozent die ständige Verfügbarkeit z.B. für unvorhergesehene Notfälle schätzen, gaben ganze 30 Prozent an, aus dem Motiv „Angst“ nicht auf ihr Geld zuhause verzichten zu wollen. Das Hauptargument in diesem Bereich ist das vermeintliche Gefühl von Sicherheit (15%). Dass hier Gefühl und Realität hier stark komplementär sind, wird wohl jedem, der ein wenig über den Sicherheitsaspekt nachdenkt, schnell klar werden.

Aber auch die Angst vor einer neuen Finanzkrise (7%) und Angst vor Vertrauensmissbrauch seitens der Banken (7%) sind häufig genannte Gründe.

Informationsstand der Deutschen in Finanzangelegenheiten eher schlecht

Erschreckend ist auch, dass weniger als die Hälfte der Befragten (47%) angaben, darüber Bescheid zu wissen, wie hoch ihre Geldanlagen sind und die Höhe dieser Anlagen regelmäßig zu kontrollieren. Passend zu diesem Ergebnis fühlen sich lediglich 35 Prozent aller Deutschen gut bis sehr gut über Finanzthemen informiert. Ganze 20% aller Befragten bescheinigen sich selbst sogar ein geringes Wissen über Geldangelegenheiten.

Besonders bezeichnend ist hier, dass viele der Befragten nicht einmal grundlegendste Dinge rund um das Thema Finanzen zu wissen scheinen. So gab knapp die Hälfte aller Teilnehmer an, noch nie etwas von der gesetzlichen Einlagensicherung gehört zu haben! In den Vorjahren waren das noch viel weniger Menschen.

Nur wenige Deutsche partizipieren an Rekordkursen an der Börse

Nachdem zwischen 2008 und Mitte 2009 viele Aktienkurse und Indizes durch die Folge der Immobilien- und Finanzkrise in den Keller stürzten, verabschiedeten sich vor allem Privatanleger vom Börsenparkett. Laut einem Artikel in der Zeit (http://www.zeit.de/2013/07/Aktien-Geldanlage-Boerse) liegt auf deutschen Girokonten und Bargelddepots heutzutage sogar vier mal mehr privates Geld, als an der Börse. Damit hat Deutschland eine Sonderstellung. Einerseits hat Deutschland die besten Unternehmen der Welt, andererseits gibt es praktisch keine Privatanleger, die an den Gewinnen dieser teilhaben.

Hört man sich auf der Straße um, ist die Meinung eindeutig: Jeder kennt jemanden, der an der Börse Geld verloren hat und es sei viel zu unsicher sich im Zockerparadies „Börse“ zu bewegen. Außerdem seien die Aktienkurse zu volatil und seit 2008 wäre es eh nicht mehr möglich, Gewinne mit Aktien zu erzielen. Doch auch hier klaffen Realität und Glaube sehr weit auseinander. Denn betrachtet man die Aktienkurse, ist die bis heute in den deutschen Köpfen präsente Finanzkrise bereits Mitte 2009 vollends eingepreist. Seit dieser Zeit erreichten Indizes wie DAX & Co. wieder Höchststände und Dividendenzahlungen werden jährlich angehoben. Davon profitieren jedoch nur diejenigen, die den Aktienmarkt weiterhin als vernünftige Kapitalanlage gesehen haben und ihm nicht, wie einem unartigen Kind, den Rücken zuwendeten.

Mehr Mut zum Risiko

Wie viel Risiko wollen Sie eingehen?Wir befinden uns offensichtlich in einer Zeit, in der vor allem Angst und Schrecken die Gemüter der Sparer und Anleger vernebeln. Wie die Studie der Bank of Scotland zeigt, gibt es sehr gravierende Defizite im Wissen und dem richtigen Umgang mit Geld. Statt sich vernünftig zu informieren und sich fundierte Gedanken um die eigene Kapitalvermehrung zu machen, herrschen Panik und Irrationalität in privaten Finanzangelegenheiten vor.

Es bleibt zu wünschen, dass sich endlich wieder mehr Menschen für ihr eigenes Geld interessieren und mehr Bereitschaft entwickeln, aktiv gegen schlechte Zinsen auf Tagesgeld- und Festgeldkonten vorzugehen. Nur wer aus dem „sicheren Hafen“ ausläuft und sich aktiv auf die Suche nach guten und (trotzdem) soliden Anlagemöglichkeiten macht, kann auch mit dem selbst verdienten Kapital eine vernünftige Altersvorsorge erwirtschaften.

Was spricht dagegen, es einmal auszuprobieren? Ein kostenloses Depotkonto ist schnell eröffnet. Es muss ja nicht direkt die eigene Aktienstrategie sein, auch die Investition in 2-3 Fonds oder eine Investition in ein paar Dividenden-starke Papiere bringt aktuell mehr als es jedes Sparkonto.

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Hier schreibt Georg Hartmann

Georg Hartmann publiziert seit 2009 Fachinformationen zu Finanzthemen.
Kategorie: Depot

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