Nikkei – der japanische Leitindex
Der Leitindex „Nikkei 225“ ist der bedeutendste asiatische Aktienindex, der die Wertentwicklung der wichtigsten Aktien an der Börse Tokio wiedergibt. Der Bezeichnung „Nikkei“ geht auf die japanische Wirtschaftszeitung „Nihon Keizai Shimbun“ zurück, die neben anderen Indizes auch den Nikkei 225 berechnet. Der Name dieser Tageszeitung wird meistens mit „Nikkei“ abgekürzt.
Die Berechnung des Nikkei 225
Der erste Berechnung des Nikkei erfolgte durch die Tokioter Börse am 7. September 1950. Damals wurden rückwirkend auch die Nikkei-Werte für das Jahr 1949 und Monatskurse bis 1914 ermittelt. Ab Juli 1971 übernahm die Zeitung Nihon Keizai Shimbun die Berechnung des Nikkei 225. Alle 15 Sekunden wird der Nikkei 225 während der Handelszeiten der Börse in Tokio neu ermittelt. Die Öffnungszeiten der Börse Tokio liegen montags bis freitags zwischen 9 und 11 Uhr bzw. 12.30 und 15 Uhr Ortszeit.
Der Nikkei 225 ist ein sogenannter preisgewichteter Kursindex, der ausschließlich auf Basis der tatsächlichen Aktienkurse errechnet wird. Kursrückgänge aufgrund der Zahlung von Dividenden und Sonderzahlungen oder anlässlich der Ausgabe von Bezugsrechten werden bei der Berechnung des Nikkei – im Unterschied zu „Perfomance-Indices“ – nicht ausgeglichen.
Die Ermittlung des aktuellen Nikkei-Indexwertes erfolgt durch Addition der Kurswerte der im Nikkei enthaltenen Aktien. Dabei werden die 225 Nikkei-Einzelwerte entsprechend ihres Kurswertes gewichtet. Zugrunde gelegt werden die Börsenkurse von Aktien bei einem (tatsächlichen oder angenommenen) Nennwert von 50 Yen. Der für den Nikkei zu berücksichtigende Börsenkurs von Aktien mit höheren Nennwerten wird entsprechend reduziert. Nach einem Aktiensplitt, der zu Nennwerten von unter 50 Yen führt, erfolgt eine rechnerische Erhöhung des in den Nikkei einfließenden Aktienkurses. Über das Index-Gewicht einer Aktie entscheidet also nicht die Börsenkapitalisierung einer Unternehmens oder der Börsenumsatz einer Aktie, sondern lediglich der Börsenkurs der Aktie eines Unternehmens. Um gravierende Verzerrungen bei der preisgewichteten Nikkei-Berechnung zu vermeiden, werden Korrekturfaktoren bei der Nikkei-Berechnung eingesetzt.
Einmal jährlich erfolgt eine Entscheidung über Neuaufnahmen in den Nikkei und über das Ausscheiden von Aktien. Nur bei Beendigung des Börsenhandels einer Aktie (z. B. bei Fusionierung von Unternehmen) wird eine unterjährige Anpassung des Nikkei durchgeführt.
Historischer Kursverlauf
Im Februar 1960 überschritt der Nikkei erstmals einen Wert von 1.000 Punkten. Der Index erreichte im Januar 1984 10.000 Punkte, im Januar 1987 20.000 und im Dezember 1988 30.000 Punkte, bevor er zu seinem bisherigen historischen Höchstwert am 29. Dezember 1989 bei 38.957,44 Punkten gelangte. Anschließend allerdings fiel er bis Ende 2003 auf unter 8.000 Zähler. Ab dem Jahr 2009 stieg der Nikkei 225 erneut deutlich an. Anfang Oktober 2014 lag der Index bei etwa 16.000 Zählern. Am 19.02.2015 erreichte der Leitindex ein 15-Jahres-Hoch und schloss bei 18.264 Punkten. Am 10.04.2015 knackte der Index kurz die 20.000 Punkte Marke. Auch dieser Stand wurde zum letzten Mal vor 15 Jahren erreicht.
Bekannte Aktienwerte im Leitindex Nikkei
Die für die heutige japanische Wirtschaft typischen Branchen Telekommunikation und Informationstechnologie sind im Nikkei 225 unterrepräsentiert. Wegen ihrer optisch hohen Aktienkurse zählen vielmehr vorrangig traditionelle Industrieunternehmen zu den Schwergewichten des Indexes. Im Nikkei sind zahlreiche auch international bekannte Werte enthalten.
- Toyota (mit Firmensitz in der gleichnamigen Stadt Toyota) produzierte im Jahr 2013 fast zehn Millionen Fahrzeuge und war damit vor VW und General Motors der weltweit führende Automobilproduzent.
- Honda (Tokio) stellt neben Automobilen und Motorrädern auch Motorgeräte für den Weltmarkt her. In etwa 30 Ländern weltweit beschäftigt Honda mehr als 180.000 Mitarbeiter.
- Suzuki (Hamamatsu) ist nach Honda der weltweit zweitgrößte Exporteur von Motorrädern, bietet aber auch Kraftfahrzeuge und Außenbordmotoren an.
- Der Autozulieferer Bridgestone (Tokio) ist der global bedeutendste Reifenhersteller für Pkw, Lastkraftwagen und Spezialfahrzeuge.
- Das Industrieunternehmen Komatsu (Tokio) ist ein bedeutender Hersteller von Baumaschinen, produziert aber auch Industrieroboter, Gabelstapler und Generatoren.
- Der Elektronikkonzern Canon (Tokio) ist ein global führender Kamerahersteller, der aber auch Fax- und Kopiergeräte fertigt.
- Panasonic (Osaka) stellt vorwiegend elektrotechnische Geräte. Zur Produktpalette gehören digitale Kameras und Videocamcorder sowie Smartphones, Computer und HiFi-Anlagen, aber auch Haushaltsgeräte (z. B. Waschmaschinen, Staubsauger und Rasierapparate).
- Der Mischkonzern Kyocera mit Firmensitz in Kyoto beliefert Europa vornehmlich mit Kopierern, Druckern und Multifunktionsgeräten. Außerdem stellt das Unternehmen Photovoltaik-Module und Zerspanwerkzeuge her.
Welche Bedeutung haben Leitindizes?
Der Nikkei wird, so wie der DAX oder der Dow Jones als Leitindex bezeichnet. Aufgrund der hohen Börsenkapitalisierung der in einem Leitindex notierten Aktien und ihres großen Börsenumsatzes vermittelt die Veränderung eines solchen Indexes oft ein repräsentatives Bild des aktuellen Anlegerverhaltens, an dem sich wiederum weite Investorenkreise auch an weiteren Börsen orientieren. Damit erhalten Leitindizes eine besondere Bedeutung für einen lokalen, nationalen oder internationalen Finanzmarkt. Wegen der hohen Aufmerksamkeit, die Kapitalanleger der Entwicklung eines Leitindexes schenken, entwickeln Finanzinstitute zahlreiche Anlageinstrumente (z. B. Investmentfonds und Zertifikate), die sich auf den Index beziehen.
Sollen Aktien aus dem Nikkei ins eigene Depot?
Im Nikkei sind bekannte Unternehmen gelistet, die über lange Zeit erfolgreich in ihren Branchen bestehen. Für konservative Anleger, die auf Marktführer setzen und die Aktien lange halten, sind ausländische Indizes natürlich auch eine Fundgrube für interessante Titel. Dahinter steht die Strategie, Verlustrisiken zu minimieren, indem der Anleger für sein Depot Aktien aus unterschiedlichen Branchen und auch Ländern wählt. So können starke Kursabfälle bedingt durch Ereignisse, die bestimmte Branchen oder Länder betreffen, minimiert werden.
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