Orderarten beim Depot – mehr Kontrolle und Möglichkeiten durch zielgerichtete Aufträge

Das Depot clever verwaltenWer ein Wertpapier kaufen oder verkaufen möchte, der erteilt seiner Bank oder seinem Online Broker einen Kauf- oder Verkaufsauftrag (“Wertpapierorder“). Eine Wertpapierorder kann sich auf bankeigene Wertpapiere, Anleihen, Aktien, Zertifikate, Optionsscheine oder Investmentfonds beziehen.

Erteilung und Ausführung einer Wertpapierorder

Eine Wertpapierorder kann in einer Bankfiliale oder über eine Onlinebanking-Plattform erteilt werden. Ob die Wertpapierorder ausgeführt wird, hängt davon ab, ob sich am Wertpapiermarkt ein Geschäftspartner findet. Bei börsennotierten Wertpapieren erfolgt eine Orderweiterleitung an eine Börse. Kreditinstitute bieten ihren Kunden auch eigene Wertpapiere an, die sie bankintern abrechnen.
Der Handel mit Wertpapieren setzt Kenntnisse der mit Wertpapieren verbundenen Risiken sowie Erfahrungen im Umgang mit der jeweiligen Wertpapierart voraus. Ein Anleger wird entsprechend seiner individuellen Kenntnisse und Erfahrungen entweder eine Bank auswählen, die eine Kundenberatung durchführt, im Gegenzug aber auch vergleichsweise höhere Ordergebühren berechnet oder aber ein Institut aussuchen, das zwar keine oder nur reduzierte Beratungsangebote bereithält, dafür aber gewöhnlich geringere Gebühren in Rechnung stellt.

Arten einer Wertpapierorder

„Billigst“- oder „Bestens“-Orders sowie limitierte Orders

Wertpapiere ordernSoll eine Wertpapierorder zum nächsten Kurs ausgeführt werden („Market Order“), so wird eine Wertpapierorder ohne Preisgrenze (ohne „Limit“) erteilt. Eine solcher Auftrag erhält bei einer Kauforder den Zusatz „billigst“ und bei einer Verkaufsorder den Zusatz „bestens“.
Will der Käufer oder Verkäufer einer Wertpapierorder dagegen den Ausführungskurs nicht dem Zufall überlassen, so kann er ein Limit festlegen, zu dem er bereit ist, das Wertpapier zu kaufen („Limit Buy Order“) bzw. zu verkaufen („Limit Sell Order“). Eine solche Order wird nur zu einem Preis ausgeführt, der mindestens dem durch das Limit festgelegten Höchstkaufpreis bzw. Mindestverkaufspreis entspricht.

Kaufaufträge in den Handelsarten „Kassa“ und Variabel“

Wertpapieraufträge können „zur Kasse“ oder in den „variablen Handel“ eingestellt werden. Der für bestimmte Wertpapiere einmal börsentäglich zur Mittagszeit festgestellte Kassakurs soll insbesondere Kleineinlegern den Wertpapierhandel zu einem fairen Einheitskurs ermöglichen. Dagegen finden im „variablen Handel“ fortlaufend Wertpapierhandelsgeschäfte statt.

Die Gültigkeitsdauer einer Wertpapierorder

Eine Wertpapierorder kann mit Gültigkeit für einen bestimmten Handelstag („Tagesorder“) oder für den Zeitraum bis zum letzten Handelstag eines Kalendermonats („Ultimo“) erteilt werden. Auch mehrmonatige Gültigkeitsdauern sind teilweise möglich.

Vollständige und teilweise Ausführungen einer Wertpapierorder

Der Börsenhandel hält Renditechancen bereitInsbesondere bei niedrigem Handelsvolumen kann es vorkommen, dass ein Wertpapierauftrag erst durch mehrere aufeinanderfolgende Wertpapiergeschäfte vollständig ausgeführt wird. Um kostenaufwändige Kleingeschäfte zu vermeiden, kann in einer Wertpapierorder festgelegt werden, dass nur ein einzelnes Handelsgeschäft ausgeführt werden darf.
Mit einer „All-or-Nothing“-Order werden alle Teilausführungen ausgeschlossen und nur eine Gesamtausführung zugelassen.
Eine „Immediate-or-Cancel“-Order besagt, dass die Order sofort (ganz oder teilweise) auszuführen ist. Nach einer eventuellen ersten Teilausführung erlischt die Rest-Order.
Eine „Fill-or-Kill“-Order verlangt nach einer sofortigen Gesamtausführung. Ist diese nicht unverzüglich möglich, so erlischt der Auftrag.

Stop-Buy-Order

Mit einer Stop-Buy-Order möchte ein Wertpapierkäufer von einer steigenden Kurstendenz profitieren. Sobald die vom Käufer festgelegte Kursgrenze überschritten ist, verwandelt sich die Stop-Buy-Order in eine zum nächsten Kurs ausgeführte „Billigst“-Order.

Stop-Loss-Order und Take-Profit-Order

Kursentwicklung an der BörseEine Stop-Loss-Order dient der Verlustbegrenzung. Wenn ein Wertpapier entgegen den ursprünglichen Erwartungen eines Wertpapierbesitzers fällt, wird eine Stop-Loss-Order als „Bestens“-Verkaufsorder ausgeführt, sobald die angegebene untere Kursgrenze berührt oder unterschritten wird.
Zielt die Absicht einer limitierten Verkaufsorder dagegen auf die Sicherung von Kursgewinnen, so wird von einer „Take-Profit-Order“ gesprochen, die der Funktionsweise einer Stop-Loss-Order ähnelt: Nach Kursanstiegen wird automatisch ein limitierter Verkaufsauftrag eingestellt. Bei einem nun folgenden Kursrückgang erfolgt der Wertpapierverkauf bei Erreichen des festgelegten Kurslimits, so dass die verbleibenden Gewinne gesichert werden.

Trailing-Stop-Buy-Order und Trailing-Stop-Loss-Order

Eine Trailing-Stop-Buy-Order ist eine besondere Form der Stop-Buy-Order. Wenn nach Erteilung der Kauforder das Wertpapier zunächst fallen sollte, so reduziert sich das gesetzte Kauflimit entsprechend dem Kursrückgang. Bei einem Wiederanstieg des Kurses erfolgt der Wertpapierkauf somit auf Basis eines niedrigeren Kauflimits als ursprünglich vorgesehen.
Demgegenüber erhöht sich bei einer Trailing-Stop-Loss-Order das ursprünglich eingestellte Verkaufslimit, wenn der Wertpapierkurs nach Auftragserteilung zunächst steigen sollte. Erfolgt dann ein Kursrückgang unter das nunmehr erhöhte Kurslimit, so wird der Verkauf zu einem besseren Kurs durchgeführt, als es das ursprüngliche Limit vorsah.

„One-Cancels-Other“-Order

cancelWerden innerhalb einer Wertpapierorder verschiedene, aber nur alternativ geltende Aufträge erteilt, so liegt eine „One-Cancels-Other“-Order (OCO) vor. Sobald eine der alternativen Anweisungen ausgeführt wurde, erlöschen die übrigen Aufträge.
Eine Möglichkeit einer OCO-Order besteht in der Kombination eines Stop-Loss-Limits mit einem darüber liegenden Verkaufslimit. Steigt der Wertpapierkurs, so wird aufgrund des hoch gelegten Verkaufslimits ein Gewinn realisiert. Fällt der Wertpapierkurs hingegen, so sorgt das niedriger angesetzte Stop-Loss-Limit für eine Verlustbegrenzung.
Eine andere Variante der OCO-Order ist die Verbindung eines Kauflimits mit einem Stop-Buy-Limit, um (bei positiver Grundtendenz eines Wertpapierkurses) den Kaufkurs bei eventuellen zwischenzeitlichen Kursrückschlägen zu optimieren. Steigt der Kurs ohne vorherigen Kursrückgang, so erfolgt der Kauf über das Stop-Buy-Limit. Fällt der Kurs, so wird der Kauf durch das niedriger liegende Kauflimit ausgelöst.
Bei dauerhaften Seitwärtsbewegungen von Wertpapierkursen kommt eine OCO-Order als Verknüpfung von limitierten Kauf- mit höher liegenden Verkaufsordern in Frage: Zwischenzeitliche Kursanstiege werden zum Verkauf und temporäre Kursrückgänge zum Zukauf genutzt.
Um sich ausbildenden Kurstrends zu folgen, kann ein Stop-Buy-Limit mit einem Stop-Loss-Limit verbunden werden: Entwickelt sich ein positiver Trend, so wird bei Überschreiten des Stop-Buy-Limits ein Kauf ausgelöst. Bei negativem Kurstrend sorgt das Stop-Loss-Limit für einen Verkauf.

Erwerb von Wertpapieren bei „Neuemissionen“

Bei der Ausgabe neuer Wertpapiere („Neuemission“) erfolgt ein Kaufauftrag („Zeichnung“) entweder zu einem vom Herausgeber der Wertpapiere („Emittent“) festgelegten Kurs oder aber unter Festlegung eines Kauflimits, falls bei der Emission der Wertpapiere eine Preisspanne vorgesehen ist („Book-Building-Spanne“). Bei einem Book-Building-Verfahren erhält der Zeichner die Wertpapiere nur, wenn das von ihm gewählte Limit nicht oberhalb des Kurses liegt, zu dem die neuen Wertpapiere schließlich zugeteilt werden.

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Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Depot

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