Zertifikate, CFDs & Co
Reale Werte oder Derivate
Investitionen in reale Werte sind risikoärmer als Geldanlagen in Derivate. Dafür fallen die Gewinnchancen bei den Sachwerten geringer aus als bei den Hebelprodukten. Bei Derivaten kann es zu einem Totalverlust des investierten Kapitals oder sogar zu einer Nachschusspflicht kommen.
Der Unterschied zwischen realen Werten und Derivaten
Bei realen Werten, auch als Sachwerte bezeichnet, richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage. Die Preise der Derivate sind vom Kurs oder Preis eines Basiswertes abhängig. Beim Kauf von realen Werten muss ein Investor eine Summe investieren, die sich aus der gewünschten Menge multipliziert mit dem Preis für einen Sachwert ergibt. Derivate sind Hebelprodukte, was bedeutet, dass der Anleger nur einen geringen Betrag investieren muss. Für das eingesetzte Kapital bietet der Broker einen Hebel von 1:10 bis 1:200 oder höher an. So kann ein Händler mit einem Einsatz von 100,00 Euro eine Position handeln, die einen Wert von 1.000,00 bis 20.000,00 Euro hat. Sachwerte erzielen Gewinne aus Kursteigerungen. Wer mit Derivaten handelt, kann sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen einen Gewinn erzielen. Durch den Einsatz eines Hebels vervielfältigt sich bei günstiger Kursentwicklung der Gewinn. Verändern sich die Kurse des Basiswertes in die falsche Richtung, erhöht sich der Verlust des Händlers ebenfalls um ein Vielfaches.
Welche börsengehandelten Produkte gelten als reale Werte?
Reale Werte sind Aktien, Rohstoffe, Indizes, Immobilien, Fonds und Exchange Traded Funds (ETFs). Je größer die Nachfrage nach einem Sachwert am Markt ist, umso höher ist sein Preis. Ein zu großes Angebot hingegen führt zu sinkenden Kursen. Mit dem Kauf von Sachwerten erwerben die Investoren bestimmte Rechte und sie werden Anteilseigner oder alleinige Eigentümer der gekauften Werte. Der finanzielle Verlust der Anleger ist auf das eingesetzte Kapital begrenzt, falls sich der Kurs der realen Werte gegen null bewegt.
Was sind Derivate?
Derivate wurden entwickelt, um die Marktrisiken von Sachwerten separat zu handeln. Das größte Risiko am Finanzmarkt besteht in fallenden Kursen. Bei einem sinkenden Aktienkurs verringert sich das Vermögen eines Investors, ohne dass er etwas dagegen unternehmen kann. Um dieses Risiko abzusichern, haben Finanzexperten Derivate entwickelt, mit denen ein Anleger sowohl bei steigenden als auch bei sinkenden Kursen einen Gewinn erzielen kann. Derivate werden an der Börse oder Over-the-counter (OTC), also außerhalb der Wertpapierbörsen, gehandelt. Derivative Finanzprodukte sind so gestaltet, dass der Investor sein komplettes Kapital verlieren kann oder dass es sogar zu einer Nachschusspflicht, dem sogenannten Margin Call, kommen kann.
Diese Produkte zählen zu den Derivaten
Zertifikate
Kreditinstitute emittieren Zertifikate, bei denen es sich um Schuldverschreibungen handelt. Anleger können die Zertifikate an der Börse erwerben und wieder verkaufen. Klassische Schuldverschreibungen zahlen feste Zinsen aus. Bei Zertifikaten erhalten die Inhaber einen Anteil an einem erfolgreichen Börsengeschäft, sofern das Geschäft mit einem Gewinn abgeschlossen wurde. Ansonsten erleiden die Investoren einen finanziellen Verlust, bei dem das komplette Geld verloren gehen kann.
CFDs
CFD ist die Abkürzung für „Contract for difference“. Der englische Ausdruck bedeutet übersetzt Differenzkontrakt. CFDs werden nicht an der Börse gehandelt, sondern direkt zwischen dem Investor und dem Anbieter. Bei einem CFD muss der Anleger bei einem ungünstigen Kursverlauf des Basiswertes die Differenz zwischen Einstandspreis und Ausstiegskurs ausgleichen. Dabei kann er sein komplettes Kapital verlieren und auch verpflichtet werden, noch Geld nachzuschießen.
Optionsscheine
Anleger können Optionsscheine an der Börse oder außerbörslich handeln. Optionsscheine werden auf Englisch auch als Warrants bezeichnet. Traditionelle Optionsscheine gehören zu einer Optionsanleihe und dienen der Kapitalerhöhung des Emittenten. Ihre Laufzeit beträgt bis zu zehn Jahre. Sogenannte nackte Optionsscheine werden unabhängig von einer Anleihe herausgegeben. Hier kann sich der Anleger schon nach maximal zwei Jahren entscheiden, den zugrunde liegenden Basiswert in einem festgelegten Bezugsverhältnis zu einem festgelegten Preis bei einer Call-Option zu kaufen beziehungsweise bei einer Put-Option zu verkaufen.
Optionen
Bei einer Option kauft ein Anleger ein Wertpapier, das ihn berechtigt, zu einem späteren Termin einen vertraglich vereinbarten Bezugswert zu kaufen oder zu verkaufen. Handelt es sich um eine amerikanische Option, können Kauf oder Verkauf an einem beliebigen Handelstag während der Laufzeit der Option ausgeübt werden. Eine europäische Option erlaubt den Handel nur am Fälligkeitstag. Der Inhaber der Option entscheidet bei Fälligkeit, ob er die Option ausübt oder ob er sie verfallen lässt. Bei einer Nichtausübung verliert der Investor den bezahlten Kaufpreis.
Futures
Ein Future ist ein Terminkontrakt, der in Deutschland an der Terminbörse Eurex gehandelt wird. Nicht börsengehandelte Terminkontrakte werden als Forward bezeichnet. Der Anleger muss eine Sicherheitsleistung erbringen, um bei Fälligkeit einen Basiswert zu einem festgelegten Preis zu kaufen beziehungsweise zu verkaufen. Im Gegensatz zu einer Option kann der Investor einen Future nicht verfallen lassen. Die Banken nehmen bis zur Fälligkeit einen täglichen Ausgleich von Gewinn und Verlust vor, sodass der Anleger entweder Geld ausgezahlt bekommt oder Geld zahlen muss. Übersteigt der Verlust das Guthaben auf dem Konto des Anlegers, kommt es zum Margin Call und er muss sein Konto sofort ausgleichen.
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